Präzise Diagnose und Behandlung der akuten Sinusitis: Wann sollte ein CT durchgeführt werden?
Die Nasennebenhöhlen sind luftgefüllte Hohlräume in den knöchernen Strukturen rund um die Nase. Diese Räume sind mit den oberen Atemwegen verbunden und tragen zur Erwärmung, Befeuchtung der eingeatmeten Luft sowie zur Klangbildung bei.
Akute Sinusitis ist eine häufige Erkrankung, die besonders bei saisonalen Übergängen oder nach Infekten der oberen Atemwege auftritt. Sie äußert sich durch Symptome wie verstopfte Nase, Gesichtsschmerzen und Nasenausfluss. Die akute Sinusitis ist ein vorübergehendes Gesundheitsproblem, das durch eine Infektion verursacht wird und typischerweise weniger als 4 Wochen andauert. Der häufigste Fehler besteht darin, zu früh ein CT zu machen oder ohne klare Indikation eine aggressive Therapie einzuleiten. In diesem Artikel erklären wir, wann eine genaue Diagnose und Behandlung erforderlich ist, welche Fehler häufig gemacht werden und wann bildgebende Verfahren wirklich nötig sind.
Wann ist ein CT bei akuter Sinusitis notwendig?
Eine der häufigsten Fragen von Patienten lautet: Ist für die Diagnose einer Sinusitis ein CT (Computertomographie) notwendig? Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass ein CT in der Frühphase einer akuten Sinusitis nicht empfohlen wird. Denn:
- Zu Beginn der Infektion kann es in den Nebenhöhlen zu Schwellungen (Ödemen) kommen, die keine echte Entzündung darstellen.
- Ein innerhalb der ersten 7–10 Tage nach Symptombeginn durchgeführtes CT zeigt nicht den tatsächlichen Krankheitsverlauf und kann irreführend sein.
- Zusätzlich stellt ein CT eine unnötige Strahlenbelastung dar, insbesondere bei Kindern und jungen Erwachsenen.
Ein CT sollte daher nur in folgenden Fällen durchgeführt werden:
- Bei chronischer Sinusitis, die länger als 12 Wochen andauert oder häufig wiederkehrt,
- Wenn Komplikationen im Augenbereich auftreten (z. B. Rötung oder Schwellung der Augenlider),
- Bei Verdacht auf Komplikationen im Gehirn (z. B. starke Kopfschmerzen, Bewusstseinsveränderungen).
Die häufigsten Keime bei akuter Sinusitis
Die drei häufigsten Bakterien, die bei einer akuten Sinusitis beteiligt sind:
- Streptococcus pneumoniae
- Haemophilus influenzae
- Moraxella catarrhalis
Leider ist es in der Praxis nicht immer möglich, einen direkten Abstrich aus den Nebenhöhlen zu entnehmen. Daher wird in der Regel ein Breitbandantibiotikum verabreicht, das gegen diese drei Bakterien wirksam ist. Sollte keine Besserung eintreten, wird das Antibiotikum angepasst.
Bei manchen Patienten dominiert z. B. Streptococcus pneumoniae, während bei anderen andere Keime im Vordergrund stehen können. Dies beeinflusst die Wahl des Antibiotikums.
Ist immer ein Antibiotikum nötig?
Bei einer Sinusitis muss nicht immer sofort ein Antibiotikum eingesetzt werden. Besonders im Sommer, wenn durch Meerwasser oder Salzwasser die Nase gereizt ist, kann es sich lediglich um eine Schleimhautreaktion oder leichte Schwellung handeln. Eine sofortige Antibiotikatherapie wäre hier nicht angebracht.
Wichtig zu wissen:
- Die Nebenhöhlen verfügen über einen natürlichen Selbstreinigungsmechanismus.
- Ein unnötiger Einsatz von Antibiotika fördert die Antibiotikaresistenz.
- Leichte Verläufe können allein durch Salzspülungen und unterstützende Maßnahmen geheilt werden.
Wann ein Antibiotikum erforderlich ist:
Wenn Symptome länger als 10 Tage anhalten oder sich nach anfänglicher Besserung wieder verschlechtern (sekundäre Verschlechterung), kann eine antibiotische Behandlung notwendig sein.
Behandlungsdauer und unterstützende Maßnahmen
Die Behandlung einer akuten Sinusitis dauert in der Regel mindestens 10 Tage und kann in hartnäckigen Fällen 4–6 Wochen andauern. In solchen Fällen sind unterstützende Maßnahmen entscheidend:
- Nasenspülungen (isotonische oder hypertonische Salzlösungen)
- Nasensprays mit Kortison (entzündungshemmend)
- Antihistaminika (bei allergischer Veranlagung)
- abschwellende Nasensprays (kurzzeitig einsetzen)
Wenn trotz Therapie keine Besserung eintritt, sollte das Antibiotikum eventuell gewechselt werden. Der Arzt sollte den Patienten erneut untersuchen und ein alternatives Antibiotikum verschreiben.
Anatomische und immunologische Faktoren
Jeder Patient ist individuell. Viele Faktoren können die Heilung einer akuten Sinusitis beeinflussen:
- Anatomische Engstellen (z. B. Nasenscheidewandverkrümmung, vergrößerte Nasenmuscheln)
- Unterschiede in der Schleimhautstruktur und angeborene Empfindlichkeiten
- Allgemeiner Zustand des Immunsystems
Auch junge und gesunde Personen können eine therapieresistente Sinusitis entwickeln. In solchen Fällen ist eine detaillierte HNO-Untersuchung, eine Nasenendoskopie und ggf. bildgebende Verfahren notwendig.
Fazit: Vermeiden Sie unnötige CTs und Antibiotika
Eine akute Sinusitis wird meist anhand einer klinischen Untersuchung diagnostiziert. Frühe CTs oder vorschnelle Antibiotikatherapien sollten vermieden werden. Während der Behandlung ist Geduld gefragt und der Fokus sollte auf nasalen Pflegemaßnahmen liegen.
Antibiotika sollten nur eingesetzt werden, wenn es medizinisch notwendig ist, um Resistenzen zu vermeiden. Die Gesundheit der Nasennebenhöhlen hängt maßgeblich von der regelmäßigen Nasenhygiene und der Unterstützung der natürlichen Nasenfunktion ab.
Prof. Dr. Gediz Murat Serin
Facharzt für HNO
Nasenfunktion & Endoskopische Nasennebenhöhlenchirurgie