Beginnt Ihre Stimme morgens heiser? Wird Ihr Sprechen im Laufe des Tages mühsamer, verliert es an Klangfarbe? Besonders wenn Sie eine rauchende Frau sind, könnten diese Veränderungen auf ein ernsteres Problem hinweisen, als Sie denken: das Reinke-Ödem.

Was ist ein Reinke-Ödem?

Das Reinke-Ödem ist eine Schwellung des Weichgewebes, die durch Flüssigkeitsansammlung im sogenannten Reinke-Raum innerhalb der Stimmlippen entsteht. Es beeinträchtigt die Natürlichkeit der Stimme, betrifft meist beide Stimmbänder gleichzeitig und verursacht eine tiefere, heisere Stimme sowie ein Gefühl von Stimmermüdung.

Das größte Risiko: Frauen und Rauchen

Diese Erkrankung tritt häufiger bei Frauen auf, da ihre Stimmbänder anatomisch dünner und empfindlicher gegenüber Vibrationen sind. Dadurch sind sie anfälliger für die Bildung von Ödemen.

Der größte Risikofaktor ist jedoch eindeutig: langjähriger Zigarettenkonsum.

Rauchen trocknet die Stimmbänder aus, reizt sie und schädigt deren Blutgefäße. Die schädlichen Substanzen im Tabak machen das Gewebe im Reinke-Raum schwammartig – ideale Voraussetzungen für ein Ödem.

Wenn Sie eine rauchende Frau sind, ist Ihr Risiko für ein Reinke-Ödem besonders hoch.

Was sind die Symptome?

  • Tiefe, heisere und raue Stimme (besonders morgens deutlich)
  • Schnelle Stimmermüdung beim Sprechen
  • Verlust der Klangfarbe
  • Häufiges Räuspern
  • Atemnot (in fortgeschrittenen Fällen)

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose erfolgt durch eine Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie), bei der die Stimmbänder direkt betrachtet werden. Falls nötig, wird zusätzlich eine Videostroboskopie eingesetzt, um die Schwingungen der Stimmlippen zu analysieren. Dadurch lässt sich das Ausmaß des Ödems exakt bestimmen.

Wie wird es behandelt?

Bei fortgeschrittenem Reinke-Ödem ist eine Operation die einzige dauerhafte Lösung.

Laserunterstützte Mikrochirurgie

Der Eingriff erfolgt mittels Mikrolaryngoskopie – einer Operation durch den Mundraum. Dabei wird ein CO₂-Laser verwendet, um das ödematöse Gewebe präzise zu entfernen, die Flüssigkeit abzusaugen und die natürliche Schwingungsfähigkeit des Stimmbandes zu erhalten.

Diese Operation wird tatsächlich mit einem Laser durchgeführt. Viele sogenannte „Laser-Operationen“ enthalten in Wirklichkeit keinen Laser, doch beim Reinke-Ödem ist der Laser ein aktiver Bestandteil des Eingriffs.

Die Zeit nach der Operation

  • In der ersten Woche ist Stimmruhe zwingend erforderlich
  • Rauchen muss eingestellt und Passivrauchen vermieden werden
  • Bei Bedarf sollte eine Stimmtherapie begonnen werden
  • Die vollständige Heilung erfolgt meist innerhalb weniger Wochen

Kann es zu Krebs werden?

Ein Reinke-Ödem ist gutartig und entwickelt sich nicht direkt zu Krebs. Allerdings kann langjähriges Rauchen zu weiteren zellulären Veränderungen der Stimmbänder führen, weshalb regelmäßige Kontrollen wichtig sind.

Wie kann man sich schützen?

  • Rauchen aufgeben
  • Stimmhygiene beachten (kein Schreien, nicht zu langes Sprechen)
  • Reflux behandeln
  • Professionelle Sprecher sollten stimmtherapeutische Unterstützung in Anspruch nehmen

Abschließende Worte

Die Stimme ist ein Teil Ihrer Identität – lernen Sie, sie zu schätzen, bevor sie verloren geht. Wenn Sie eine Frau sind, unterschätzen Sie Veränderungen Ihrer Stimme nicht. Vor allem wenn Sie rauchen, ist Ihre Stimme möglicherweise ein stummer Hilferuf.

Prof. Dr. Gediz Murat Serin

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