Prof. Dr. Gediz Murat Serin
Ich bin Prof. Dr. Gediz Murat Serin. Seit 2006 habe ich in meiner Klinik den Großteil der Rhinoplastik- und Revisionsrhinoplastik-Eingriffe durchgeführt. Im Laufe der Zeit habe ich eine Tendenz beobachtet: Während sich unsere Patientinnen und Patienten nach der Operation früher hauptsächlich auf die Seiten- oder Vorderansicht der Nase konzentrierten, rückt mittlerweile auch das Erscheinungsbild der Nasenlöcher zunehmend in den Fokus ästhetischer Bewertungen.
Besonders hochauflösende Fotos und Selfies in sozialen Medien haben dieses Bewusstsein verändert. Selbst kleinste Unterschiede an den Nasenlöchern fallen heute deutlicher auf.
Natürlich bemühen wir uns als Chirurgen die Nasenlöcher so symmetrisch und natürlich wie möglich zu gestalten. Doch wie wir stets betonen, kann aufgrund der menschlichen Anatomie niemals eine 100%ige Symmetrie garantiert werden. Unser Ziel ist ein natürliches, funktionales und zum Gesicht passendes Ergebnis.
In diesem Artikel erkläre ich die Ursachen für Formunterschiede an den Nasenlöchern nach einer Rhinoplastik, den Heilungsverlauf und worauf man achten sollte.
Warum beeinflusst eine Rhinoplastik die Nasenlöcher?
Die Form der Nasenlöcher wird durch die Nasenschwingen (Alae nasi) bestimmt, die den Nasentip umgeben. Die während einer Rhinoplastik durchgeführten Eingriffe – insbesondere Verschmälerung der Nasenspitze, Resektion der Alarbasis, Einbringen von Knorpelstützen oder Septumkorrekturen – betreffen diese Strukturen direkt.
Selbst kleinste chirurgische Eingriffe in diesem Bereich können große ästhetische und funktionelle Auswirkungen haben. Daher wird den Nasenlöchern bei der Operationsplanung besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
In der Öffentlichkeit herrscht ein weit verbreitetes Missverständnis über Rhinoplastiken: Viele glauben, die Nase werde von außen wie Ton geformt und beliebig modelliert. In Wahrheit ist der Prozess jedoch viel technischer und komplexer.
Die Rhinoplastik ist kein oberflächlicher kosmetischer Eingriff, sondern ein geplanter Wiederaufbau der inneren Strukturen der Nase – Knochen, Knorpel und Weichgewebe. Während der Operation werden Knorpel neu geformt, Strukturen durchtrennt und mit Nähten neue Stützlinien geschaffen. Jeder Schnitt, jede Naht folgt einer bestimmten Spannungslinie. Die eingebrachten Knorpeltransplantate können sich im Laufe der Zeit je nach Reaktion des Körpers verändern oder in seltenen Fällen teilweise resorbieren. Ebenso können unterschiedliche Gewebereaktionen während der Heilung zu kleinen Asymmetrien führen.
Mit anderen Worten: Wir formen keine Skulptur – wir bauen eine funktionelle, biologische und dynamische Struktur. Wie sich diese Struktur über die Zeit entwickelt, wird nicht nur durch den chirurgischen Eingriff, sondern auch durch die natürlichen Reaktionen des Körpers bestimmt.
Asymmetrien in den ersten Wochen nach der OP sind normal
Asymmetrien an den Nasenlöchern während des Heilungsverlaufs sind meist vorübergehend und erwartbar. Die häufigsten Ursachen in den ersten Wochen sind:
- Asymmetrisches Ödem (Schwellung): Beide Seiten der Nase heilen nicht identisch. Das kann die Nasenlöcher unterschiedlich erscheinen lassen.
- Nahtspannung: Nach einem Eingriff an der Alarbasis können unterschiedliche Spannungsverhältnisse der Nähte vorübergehende Asymmetrien verursachen.
- Einlage von Tamponaden und Schienen: Diese können die Stellung der Nasenlöcher vorübergehend beeinflussen.
Die Nase braucht 6 bis 12 Monate, um ihre endgültige Form zu erreichen. In dieser Zeit ist Geduld gefragt, und frühe Unterschiede sollten nicht als dauerhaft interpretiert werden.
Ursachen für dauerhafte und deutliche Nasenloch-Asymmetrien
Bleiben Unterschiede auch nach Abschluss der Heilung bestehen, können dafür strukturelle Ursachen verantwortlich sein:
- Natürliche Gesichtsasymmetrie: Kein Gesicht ist vollständig symmetrisch – auch die Nasenlöcher sind es nicht immer.
- Unzureichende Alarstabilität: Schwacher Knorpel in der Nasenschwinge kann zu einem Kollaps oder einer Verformung führen.
- Übermäßige Gewebeentfernung: Eine übermäßige Korrektur kann unbeabsichtigte Effekte hervorrufen.
- Narbenbildung: Narben können zu Zugwirkungen und Asymmetrien führen.
- Septumdeviation: Eine Verkrümmung der Nasenscheidewand kann die Lage und Öffnung der Nasenlöcher beeinflussen.
Ästhetische Wahrnehmung und psychologische Wirkung
Nach einer Rhinoplastik achten viele Patienten besonders auf kleinste Details ihres Nasenbildes – insbesondere bei hochauflösenden Bildern oder Nahaufnahmen. Das kann manchmal zu einem negativen Körperbild oder unnötigen Sorgen führen.
🔹 An dieser Stelle ist es wichtig zu betonen, dass wir mit höchster Sorgfalt arbeiten, um die Nasenlöcher bestmöglich anzugleichen. Doch aufgrund der natürlichen Gesichtsasymmetrie kann eine vollständige Symmetrie niemals garantiert werden. Entscheidend ist, dass die Nase natürlich, ästhetisch und funktionell mit dem Gesicht harmoniert.
Wann sollten Sie Ihre/n Chirurg/in konsultieren?
Eine Nachkontrolle ist sinnvoll, wenn folgende Symptome auftreten:
- Deutliche Asymmetrien oder Einziehungen nach dem 6. Monat
- Wenn durch ein Nasenloch nicht ausreichend Luft strömt
- Wenn die Nasenschwinge eingefallen oder schwach erscheint
- Wenn ein Nasenloch deutlich größer oder kleiner wirkt als das andere
Solche Probleme können bei Bedarf durch eine Revisionsrhinoplastik korrigiert werden.
Nachsorge, Geduld und professionelle Beurteilung
Der Heilungsverlauf ist individuell verschieden. Hauttyp, Alter, Umfang des Eingriffs und vorherige Operationen beeinflussen das Ergebnis. Deshalb gilt:
- Unterschiede in den ersten 3–6 Monaten sind meist vorübergehend.
- Die endgültige Form der Nase entwickelt sich innerhalb von 1 Jahr.
- Unnötige Eingriffe sollten vermieden werden – daher ist eine fachärztliche Betreuung unerlässlich.
Fazit: Rhinoplastik und Nasenlöcher müssen gemeinsam betrachtet werden
Die Symmetrie der Nasenlöcher ist nach einer Rhinoplastik nicht nur aus ästhetischer, sondern auch aus funktioneller Sicht entscheidend. Die Beurteilung sollte jedoch anatomische Grenzen und individuelle Unterschiede berücksichtigen.
Beim Formen der Nasenlöcher achten wir als Chirurgen auf ästhetische Harmonie und eine gute Nasenatmung. Realistische Erwartungen und Geduld im Heilungsprozess sind entscheidend für die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten.