Viele von uns erleben von Zeit zu Zeit Nasenverstopfung, Gesichtsschmerzen oder Kopfschmerzen. Für manche Patienten jedoch sind diese Beschwerden viel mehr als nur eine vorübergehende Unannehmlichkeit. Beschwerden wie anhaltende Nasenverstopfung, Atemnot und Geruchsverlust reduzieren die Lebensqualität erheblich. Genau hier kommt die chronische Sinusitis ins Spiel.
Was ist chronische Sinusitis?
Chronische Sinusitis ist ein Entzündungszustand in Nase und Nebenhöhlen, der länger als 12 Wochen anhält. Wenn Ihre Beschwerden länger als 3 Monate andauern und sich trotz Behandlungen nicht bessern, wird dieser Zustand als chronische Sinusitis bezeichnet.
Sinusitis bedeutet nicht nur Nasenverstopfung; sie kann sich mit vielen verschiedenen Symptomen wie Gesichtsschmerzen, postnasal drip, Kopfschmerzen und Geruchsverlust manifestieren.
Chronische Sinusitis mit Nasenpolypen: Der stille Eindringling
Nasenpolypen sind gutartige Weichgewebewucherungen, die sich in der Nase oder den Nebenhöhlen entwickeln. Sie entstehen meist als Folge einer chronischen Entzündung.
Zu den häufigsten Beschwerden, denen wir begegnen, gehören:
- Anhaltende und hartnäckige Nasenverstopfung
- Deutliche Verminderung des Geruchssinns, sogar völliger Verlust
- Nächtlich verstärkte Mundatmung und Schnarchen
- Postnasal drip und Nasenausfluss
- Gesichtsvöllegefühl, Druckgefühl und Kopfschmerzen
Bei Patienten mit polypöser Sinusitis ist besonders der Geruchsverlust sehr auffällig. Patienten äußern oft „Ich kann den Geruch von Essen nicht mehr riechen“ oder „Ich bemerke nicht einmal den Geruch von Parfüm“.
Nasenpolypöse Sinusitis verläuft meist resistenter. In der Behandlung können neben medizinischen Methoden wie Nasensprays, Kortisonbehandlungen und Salzwasserspülungen oft auch chirurgische Eingriffe erforderlich sein. Durch chirurgische Eingriffe werden Polypen entfernt, aber ohne regelmäßige Nachsorge und Behandlung ist das Risiko einer Polypenrezidiv hoch.
Chronische Sinusitis ohne Nasenpolypen: Versteckte Gefahr
Bei der Sinusitis ohne Nasenpolypen gibt es keine Polypenbildung, aber es liegt eine chronische Entzündung auf der Innenfläche der Nebenhöhlen vor.
Bei diesen Patienten stehen meist folgende Symptome im Vordergrund:
- Nasenverstopfung
- Dichter, dunkelfarbiger Nasenausfluss
- Postnasal drip und Unwohlsein im Hals
- Gesichtsschmerzen oder Druck
- Kopfschmerzen, besonders bei Vorbeugung verstärkte Schmerzen
- Leichte Verminderung des Geruchssinns
Sinusitis ohne Nasenpolypen spricht meist besser auf medikamentöse Behandlungen an. Allergiekontrolle, regelmäßige Salzwasserspülungen, kortisonhaltige Nasensprays und manchmal Antibiotikabehandlungen können ausreichend sein. Bei strukturellen Problemen (z.B. Nasenverkrümmung) kann jedoch auch ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen polypöser und nicht-polypöser Sinusitis
Nasenpolypöse Sinusitis ist sowohl behandlungstechnisch als auch hinsichtlich des Rezidivrisikos eine schwierigere Erkrankung. Besonders der Geruchsverlust ist bei Patienten mit Polypen schwerwiegender. Bei chronischer nicht-polypöser Sinusitis stehen meist Entzündungs- und Ausflusssbeschwerden im Vordergrund und es kann eine bessere Behandlungsresponse erzielt werden.
Warum ist es wichtig?
Auch wenn Nasenverstopfung oft auf die leichte Schulter genommen wird, verschlechtert sich die Lebensqualität eines Patienten mit chronischer Sinusitis erheblich. Ständige Mundatmung reduziert die Schlafqualität; unzureichende Sauerstoffaufnahme führt zu Tagesmüdigkeit und Konzentrationsproblemen.
Meiner Erfahrung nach sieht man bei vielen Patienten jahrelang unnötige Medikamenteneinnahme, unnötige Antibiotika und vergebliche Behandlungsversuche, weil keine korrekte Diagnose gestellt wurde. Durch eine korrekte Diagnose und ein personalisiert geplantes Behandlungsprogramm können Patienten jedoch wieder bequem atmen, ihren Geruchssinn zurückgewinnen und ihr tägliches Leben komfortabel fortsetzen.
Meine speziellen Empfehlungen für meine Patienten
✔ Nehmen Sie Ihre Beschwerden nicht auf die leichte Schulter. Wenn Sie Nasenverstopfung haben, die länger als drei Monate anhält, wenden Sie sich unbedingt an einen HNO-Spezialisten.
✔ Versäumen Sie nicht die Salzwasserspülungen. Auch wenn es einfach erscheint, hilft regelmäßiges Spülen sehr bei der Schleimreinigung und Linderung der Beschwerden.
✔ Managen Sie Ihre Allergien. Wenn Sie Allergien haben, halten Sie sich so weit wie möglich von Auslösern fern und vernachlässigen Sie nicht Ihre regelmäßige Behandlung.
✔ Verschieben Sie Ihre Kontrollen nicht. Besonders bei Patienten mit Polypen ist die regelmäßige Nachsorge nach der Operation sehr wichtig. Verwenden Sie unbedingt die empfohlenen Sprays und Medikamente, um die Neubildung von Polypen zu verhindern.
Schlusswort
Denken Sie daran, die Nase ist nicht nur zum Atmen wichtig, sondern auch um das Leben zu genießen. Düfte riechen, bequem schlafen, gesund atmen; all das sind unverzichtbare Teile eines qualitätsvollen Lebens.
Chronische Sinusitis, ob mit oder ohne Polypen, kann mit fachärztlicher Kontrolle und dem richtigen Ansatz unter Kontrolle gebracht werden.
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Prof. Dr. Gediz Murat Serin
Hals-Nasen-Ohren-Spezialist